Weser Kurier, 24.9.2015


Christiane Tietjen

Wie aus Unbeachtetem Kunst wird:
Galerie im Klattendiek zeigt Werke von Peyskens und Vossmann


Aufgelesen und aufgewertet

Kaum zu glauben, dass sich in grafische Strenge und Exaktheit so viel erheiternde Verspieltheit mischen kann, doch so ist es bei den Arbeiten von Dett Peyskens und Burchard Vossmann. Die eine verwandelt Zeitungen, Fahrkarten und Einwickelpapier in exakt gefaltete Kleider und Poloshirts, der andere arrangiert unter anderem Streichholzschachteln und in feine Streifen zerlegte Briefmarken zu neuen Form- und Farbkompositionen.
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In loser Reihenfolge laden Wolfgang Petzold und Gunhild Tuschen in ihre Galerie zu „Kunst im Klattendiek“. ... Im unteren Raum sind an den Wänden die Materialbilder und Collagen des in Berlin lebenden Burchard Vossmann zu sehen. Nur auf den zweiten oder dritten Blick sind Streichholzschachteln in den horizontalen und vertikalen Anordnungen zu erkennen, die dort zu Bildern zusammengesetzt sind. Ihre grafische Klarheit und die fein abgestimmten Nuancen der Farben haben einen hohen ästhetischen Reiz. An der großen Stirnseite des Ateliers hat Vossmann viele kleine Bildquadrate angeordnet. Aus der Entfernung sieht man Felder in Ocker, Flieder, Blautönen etcetera, beim näheren Hinsehen entpuppen sie sich als feinste Collagen aus Briefmarken, die Vossmann als Shred-Art bezeichnet. Mit viel Glück kann man Queen Elizabeth darauf erkennen.

Der Dinge des Alltags, unbeachtet und achtlos weggeworfen, hat sich auch die Brüsseler Künstlerin Dett Peyskens angenommen. Zwei anmutige Formen hat sie für ihre dreidimensionalen Faltungen aus Theaterkarten, Zeitschriften, Silber- und Goldfolien gewählt, die im oberen Ausstellungsraum zu sehen sind. Ein ausgeschnittenes, kniekurzes Kleid mit Kellerfalte in der Mitte und ein kurzärmeliges Männer-Polohemd mit Kragen wirken aufgereiht und zu großen und kleinen Kreisen komponiert äußerst dekorativ und subtil.

Die akkurate Anbringung an der Wand mit den genau bemessenen Abständen wirkt mit beim Charme der Objekte, hinzu kommt ihre durch Schatten betonte Räumlichkeit. Der Betrachter spürt die Zuwendung, die beide Künstler den scheinbar nebensächlich gewordenen Alltagsdingen gegeben haben. Die unzähligen Handgriffe, die sie zu einer zauberhaften bildlichen Attraktion gemacht haben und damit auch den Ausstellungsbesuchern die Idee mitgeben, einmal anders auf die sie umgebenden Dinge zu schauen.
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